Die friedliche Idylle kann jedoch auch trügen: Die Gefahr gefressen zu werden, ist für die kleinen Küken allgegenwärtig, und schon bald bieten die Feuchtwiesen des Katinger Watts nicht genug Nahrung, um den Hunger der stetig wachsenden Küken zu stillen. Das angrenzende Wattenmeer hingegen bietet den Küken ein reichhaltiges Nahrungsangebot, sodass sie dort schnell groß und stark werden können. So muss Familie Säbelschnäbler inklusive des noch flugunfähigen Nachwuchses umziehen. Aus der Luft weisen die Altvögel den Küken den Weg über die Wälle, an den Vogelbeobachtungshütten vorbei, durch Hein-Hoops-Teich, bis sie auf das größte und gefährlichste Hindernis auf dieser Reise stoßen: die stark befahrene Eiderdammstraße, die das Eidersperrwerk mit St.-Peter-Ording verbindet. Auch die Straße muss von den Küken überquert werden. Trotz der neu eingeführten Tempobegrenzung auf 70 km/h schaffen viele den Streckenabschnitt nicht.
Glücklicherweise ist der Ruf der Altvögel nicht nur für die Küken am Boden, sondern auch für uns Freiwillige im NABU Naturzentrum Katinger Watt hörbar. Was für die Küken „Hier geht´s Richtung Wattenmeer!“ bedeutet, ist für uns das Signal, uns mit Eimer und Warnweste bewaffnet schnellstmöglich in Richtung Eiderdammstraße aufzumachen. Mit einem Fernglas verschaffen wir uns vom alten Eiderdeich aus einen ersten Überblick, an welcher Stelle die leicht zu übersehenden Küken die Überquerung der Straße wagen wollen. Wenn wir die Kleinen gefunden haben, werden sie von uns in die mitgebrachten Eimer gesetzt und sicher über die Straße getragen. Dabei halten wir die Eimer über unseren Köpfen, damit die Altvögel den Blickkontakt zu ihren Jungen nicht verlieren und ihnen mit über die Straße folgen.