Präzision bei der Arbeit
Ein Testbericht aus der täglichen Feldarbeit eines Berufs-Ornithologen zum Leica Rangemaster CRF 2800.com und dem Leica Geovid 3200.com 10×42
Bereits in den 1990er Jahren haben Laser-Entfernungsmessgeräte den Einzug in die Fernoptik gefunden. Waren die ersten Ferngläser mit Entfernungsmesser noch groß und unpräzise in den ausgegebenen Werten, so werden sie heute zunehmend kleiner, handlicher und exakter in der Messung. Die genaue Erfassung der Ermittlung von Flughöhen von Vögeln oder Neststandorten ist bei der Erstellung von Gutachten für Großprojekte oder für die Grundlagenforschung von immer größerer Bedeutung. Ein Grund für mich, im Zuge von Greifvogelerfassungen für das Büro für faunistische Fachfragen in Hessen die Eignung des Leica Rangemaster CRF 2800.com und des Leica Geovid 3200.com für den Einsatz in der Feldarbeit zu erproben.
Gerade bei Raumnutzungsanalysen ist es enorm wichtig die genaue Position des Vogels zu bestimmen. Wie weit fliegt der Rotmilan wirklich von der Windkraftanlage entfernt und in welcher Höhe ist das Nest des Greifvogels tatsächlich in den Baumspitzen positioniert? Nur durch die genaue Ermittlung dieser Daten können manche Neststandorte später wiedergefunden werden und Veränderungen von Flugrouten bedingt durch bauliche Maßnahmen, wie etwa Windenergieanlagen, exakt dokumentiert werden.
Einer der größten limitierenden Faktoren für die präzise Messung von fliegenden Vögeln stellt die relativ geringe Größe des auszumessenden Objektes dar. Obwohl der Hersteller für das Leica Geovid 10×42 3200.com eine Reichweite von 10 m bis 2.950 m und für den Leica CRF 2.800.com eine Reichweite von 10 m bis 2.600 m mit einer Genauigkeit ab 0,5 m unter 200 Metern angibt, war ich skeptisch, ob derartig kleine Objekte wie Greifvögel sich in der Ferne einmessen lassen. Tatsächlich lässt sich auch bei kleinen Objekten, wie Greifvögeln von der Größe eines Wespenbussards, die Entfernung auf etwa 500m gegen den blauen Himmel bestimmen. Bei weiter entfernt fliegenden Vögeln sollten größere Objekte in der Nähe des Vogels, wie die Nabe einer Windenergieanlage oder ein Baum als Entfernungsmarke ausgemessen werden. In Vogelschwärmen, wie sie beispielsweise bei Kranichen vorkommen, können auch verschiedene, nahe beieinander fliegende Vögel als Messpunkte genutzt werden. Eine große Hilfe beim Ausmessen kleinerer und weiter entfernter Objekte war der bei beiden Geräten mögliche Scan-Modus. Dieser Modus misst im Abstand von 0,5 sec. immer wieder die Entfernung des angepeilten Objektes und gibt sie entsprechend aus. Selbst wenn aufgrund der Größe oder der Flugrichtung des Vogels also einmal eine Einzelmessung nicht möglich war, so konnte der Vogel häufig im Scan Modus durch die Summe der Messungen doch erfasst werden.
Beide Geräte wurden ursprünglich für die Jagd entwickelt. Hierfür können sie eine Vielzahl weitere Daten am Standort des Benutzers erfassen und ausgeben. Daten, die bei der Erfassung und Kartierung von Vögeln und Nestern ebenso wichtig sind. Die Winkelausgabe ermöglicht es die exakte Entfernung oder Lage von Nestern mittels Satz des Pythagoras und unter Berücksichtigung der Größe des messenden Kartierens selbst, zu erfassen und auf Karten zu übertragen. Der Luftdrucksensor gibt wertvolle Hinweise auf die tatsächlichen Flugbedingungen für Greifvögel, Temperatursensor und Temperaturmessung sind nützlich, wenn das eigene Thermometer mal wieder im Auto liegen geblieben ist.
Die Einstellungen der beiden Geräte können direkt am Gerät vorgenommen oder mittels der kostenfreien Leica Hunting App über das Smartphone oder Tablett erfolgen. Dabei können beide Geräte mittels Bluetooth auch im Feld mit dem Smartphone verbunden werden
Im Feldtest taten beide Geräte, wie erwartet auch in Sachen Optik gute Dienste. Das Leica Geovid 10×42 3.200.com als vollwertiges binokulares Fernglas mit höherer Vergrößerung und einer Messweite von rund 2.950 m hatte an einem achtstündigen, sehr guten Greifvogel-Flugtag mit ständiger Verwendung der Messfunktion einen klaren Vorteil. Es ermöglichte die binokulare Beobachtung, ganz wie mit einem regulären Spitzenfernglas. Gleichzeitig stellt sich mir jedoch die Frage ob ich die beinahe 400g mehr an Gewicht, die durch die Entfernungsmessfunktion im Glas entstehen, an einem normalen Beobachtungstag mit herum tragen möchte?!
Der Vorteil des monokularen Leica CRF 2.800.com mit seiner sieben-fachen Vergrößerung liegt in der kompakten und leichten Bauweise und einem deutlich günstigeren Anschaffungspreis. Sehfeld und Messpräzision sind identisch zum Leica Geovid 10×42 3.200.com. Die Reichweite ist mit 2.600 Metern etwa 350 Meter geringer. Das CRF 2.800.com findet jedoch sogar in größeren Hosentaschen Platz oder kann in der mitgelieferten Gürteltasche getragen werden. Hierdurch ist der Entfernungsmesser eine sinnvolle Ergänzung für mich bei der Kartierarbeit. In meiner Freizeit muss ich das zusätzliche Gewicht bei der Beobachtung nicht mit mir herumtragen.
Summa summarum sind beide Geräte eine echte Bereicherung im Einsatz während verschiedenster Kartierungsaufgaben. Ohne größere Abstriche in der optischen Qualität machen zu müssen, kann die Datenerfassung mit dem Einsatz von Entfernungsmessern präziser, sicherer und standardisierter erfolgen. Zumindest kleine und hochpräzise Geräte wie der Rangemaster sollten über kurz oder lang zum Arbeitsmittel eines jeden Kartierers gehören.
Dr. Thomas Sacher
Diplom-Biologe, passionierter Vogelbeobachter und Gutachter beim Büro für Faunistische Fachfragen (BFF) in Hessen. „Mir ist es gelungen meine Passion zum Beruf zu machen, egal ob in Freizeit oder im Beruf – s gibt kaum eine Stunde am Tag, in der ich nicht zum Fernglas greife“.
ORNIWELT weist darauf hin, dass die hier dargestellten Fotos nachträglich bearbeitet worden sind. Die Abbildung der Zielmarke entspricht nicht unbedingt der tatsächlichen Darstellung in den Leica Entfernungsmessern.
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