Was tun im Sommer? – Ein Blick über den Tellerrand der Orniwelt

Hufeisen-Azurjungfer
Viele Ornithologen haben in der warmen Jahreszeit, zwischen Frühjahrs- und Herbstzug, ein Problem: Es ist nicht viel unterwegs an interessanten Vögeln. Doch gerade in dieser Zeit gibt es noch viel mehr mit dem Fernglas zu entdecken. Dieser Beitrag soll Inspiration dazu geben, auch andere Artengruppen außer Vögeln vor das Fernglas zu nehmen.

Schwalben, Eisvögel und Vögelchen der anderen Art.

In verschiedensten Formen, Farben und Größen kommen sie daher: die Schmetterlinge. Schwalbenschwanz, kleiner Eisvogel und kleines Wiesenvögelchen sind nur drei der vielen bei uns heimischen Arten. Es gibt Tag- und Nachtfalter. Einen Tagfalter erkennt man an den keulenförmig verdickten Fühlern und dem schlanken Körper. Die Nachtfalter haben am Ende spitz zulaufende Fühler, die entweder glatt oder kammförmig aussehen, außerdem besitzen sie einen dicken Körper.

Kleines Wiesenvögelchen
Kleines Wiesenvögelchen

Ein sehr bekannter Schmetterling ist der Schwalbenschwanz, der mit zu den größten Schmetterlingen des deutschsprachigen Raums gehört. Die markant gefärbte Schwalbenschwanzraupe ernährt sich von Doldenblütlern wie Fenchel und Dill. Stehen diese Pflanzen im Gemüsebeet, lohnt sich also ein näherer Blick.

Distelfalter
Distelfalter

Ein weiterer Schmetterling den ich vorstellen möchte, ist der Distelfalter. Fast jeder kennt den orange-schwarzweiß gefleckten Falter und doch ist den wenigsten bekannt, dass er nicht bei uns überwintert, sondern jedes Jahr neu einfliegt. Teilweise kommt der Distelfalter schon im April bei uns an, dann hat er ausgeblichene und verfranzte Flügel. Das liegt an seiner langen Reise, die in Afrika startet und über mehrere tausend Kilometer zu uns führt. Später im Jahr sehen die Falter dann etwas „frischer“ aus, auch wenn sie immerhin noch aus dem Mittelmeerraum kommen. Die eingewanderten Falter legen bei uns Eier, die schnell schlüpfen. Ist der Distelfalter voll entwickelt, dann hat er auch schon wieder eine neue Reise in den Süden vor sich.

Neben den Schmetterlingen selbst, lassen sich auch Raupen gut suchen und bestimmen. Raupen können haarig (so wie die Raupe des Braunen Bären) oder unbehaart aussehen. Einige Raupen geben schon einen Hinweis, in welchen Schmetterling sie sich verwandeln. Besitzen die Raupen das sogenannte „Analhorn“, ein kleines Hörnchen auf dem Hinterteil, so handelt es sich um eine Schwärmerraupe (wie die Labkrautschwärmerraupe).

Die Raupen …

Schwalbenschwanzraupe
Die Raupe des Schwalbenschwanzes
Raupe des Braunen Bären
Die Raupe des Braunen Bär
Labkrautschwärmer-Raupe
Die Raupe des Labkrautschwärmers

 … und das, was aus ihnen wird …

Schwalbenschwanz
Schwalbenschwanz
Brauner Bär
Brauner Bär
Labkrautschwärmer
Labkrautschwärmer

Generell eignen sich Landschaften wie Magerrasen, Gärten und Wälder gut zur Beobachtung von Schmetterlingen. Besonders hilfreich ist es ein Fernglas, eventuell eine Kamera und ein Bestimmungsbuch mitzunehmen. Ich empfehle auch bei den bekannten Arten einmal genau mit dem Fernglas hinzuschauen, denn oft „verstecken“ sich wunderschöne Details, die erst bei genauerer Betrachtung auffallen. Dafür ist der oben abgebildete Distelfalter ein gutes Beispiel. Die Oberseite ist den Meisten bekannt, doch welche Farben und welches Muster sich auf der Unterseite der Flügel verbergen, offenbart sich vielen erst durch den Augenschein.

Feuer, das nicht brennt, und kleine Falken – willkommen in der Welt der Libellen

Neben spannenden Namen wie Falkenlibellen und Feuerlibellen haben diese urtümlich erscheinenden Insekten noch vieles mehr zu bieten. Grundsätzlich lassen sich die Libellen in zwei Gruppen einteilen, die Kleinlibellen und die Großlibellen. Kleinlibellen haben einen schlanken Körper und falten ihre Flügel im Sitzen zusammen, wie etwa die Hufeisen-Azurjungfer im Titelbild. Großlibellen hingegen, haben einen deutlich breiteren Körperbau und breiten ihre Flügel im Sitzen aus.

Eine recht häufige Großlibelle ist der Große Blaupfeil. Die Männchen haben einen hellblauen matt gefärbten Körper mit schwarzer Spitze und die Weibchen sind gelb gefärbt mit schwarzen Linien. Auf den Flügeln befindet sich an der Vorderkante in der Nähe der Flügelspitze ein schwarzer Fleck, diese Stelle heißt Pterostigma und ist eine verdickte und gefärbte Fläche. Eine häufige Kleinlibelle ist die Hufeisen-Azurjungfer. Ihr Körper ist blau gefärbt mit schwarzer Zeichnung. Ein wichtiges Erkennungsmerkmal ist die schwarze hufeisenförmige Zeichnung, die sich auf dem Körper nahe der Flügelansätze befindet. Es gibt viele verschieden blau-schwarze Kleinlibellen, daher ist es angebracht, bei der Bestimmung ganz genau hinzuschauen.

Großer Blaupfeil
Großer Blaupfeil

Für die Libellenbeobachtung lohnt es sich ein Fernglas dabei zu haben, um sich die Tiere genau anschauen zu können. Als Beobachtungsort eignen sich Binnengewässer, vom kleinen Gartenteich bis hin zu großen Seen. Auch fließende Gewässer eignen sich, diese werden beispielsweise von der Gebänderten Prachtlibelle genutzt.

Viel Spaß beim Beobachten!

P.S.: Wir haben bei ORNIWELT die Bioakustik neu im Sortiment. Damit kann man das akustische Leben von vielen Tieren dokumentieren, im Allgemeinen aber leider nicht den Flug der Libelle. Wer aber dennoch erfahren möchte, wie sich dies anhören könnte, dem empfehlen wir die zwölfteilige Hörspielserie „Die wunderbare Welt des Jean-Henri Fabre“ über das Leben des berühmten französischen Insektenforschers. Den Podcast finden Sie in der Audiothek von Deutschlandradio. Den Libellenflug gibt es in Folge 8 und Folge 9.